Laurence Sterne - Leben und Meinungen des Tristram Shandy

  • heut ist zwar in zehn minuten vorbei - aber klar - los gehts! (bin eh fast durch mit swanns welt...)

    Heb Deh Hag Heb Warhoaz Hirio Ne Dalv Ket C' Hoaz
    <br />- ohne ein gestern und ein morgen ist ein heute nichts wert -

  • Hallo Samara!
    Hallo zusammen!


    Hiermit wäre es verschoben! Ich setze gleich noch 2, 3 Bemerkungen (Links u.ä.) in die Chronik. Wenn Du die allenfalls ergänzen möchtest - wäre nett!


    Weitere Mitleser sind nach wie vor herzlich willkommen! Wie schon mal gesagt: Eigentlich ist der Tristram Shandy für jede/n Liebhaber/in der modernen Literatur (z.B. Joyce' Ulysses) ein Must. :zwinker:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen!


    Ich habe gestern abend noch Kapitel 1 und 2 gelesen. Das klingt nach viel - es sind aber nur 2 Seiten in meiner Taschenbuch-Ausgabe. Schon hier ein anscheinend unkontrolliertes Schwadronieren über Gott und die Welt (bzw. Homunculi und Zeugungsvorgänge ...). Es taucht auch ein Geprächspartner auf, der den Erzähler unterbricht.


    Wunderschön schon der Anfang! Mitten im schönsten ...... fragt die Frau ihren Mann, ob er denn ja nicht vergessen habe, die Uhr aufzuziehen. :breitgrins: Herrlich!


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • ich bin schon ein wenig weiter gekommen, hab ja auch nicht ganz am anfang angefangen - den hatte ichs chon vor ein, zwei wochen gelesen. berichtet wurde hier vom gutmütigen dorfpfarrer, der dauernd seine pferde verleiht.


    ich muß sagen, herrlich find ich sowas weniger... aber vielleicht gewöhn ich mich noch an den stil, viel "lärm um nichts" zu machen...

    Heb Deh Hag Heb Warhoaz Hirio Ne Dalv Ket C' Hoaz
    <br />- ohne ein gestern und ein morgen ist ein heute nichts wert -

  • Hallo zusammen!
    Hallo Samara!


    Nun, ich mag Sternes Art und Weise, "viel Lärm um Nichts zu machen", seine Ab- und Umschweife. Vielleicht, weil ich selber so denke und erzähle ... Da erwähnt Tristram endlich seinen Geburtstag und man glaubt, jetzt kommt die Autobiografie in Fahrt - denkste. Erst kommen die Hebamme, dann der Pfarrer. Und das Ganze verziert mit Hinweisen auf Montaigne, Locke, Cervantes - er breitet so richtig sein ganzes literarisch-philosophisches Wissen aus. Schliesslich heisse das Buch "Das Leben und die Meinungen des T.S.", und der Leser müsse also auch mit letzterem vorlieb nehmen, argumentiert T.S.


    Man müsste jetzt wohl den Text noch daraufhin abklopfen, wo denn nun versteckte Hinweise auf weitere Dichter und Denker zu finden wären ...


    Dennoch habe ich manchmal den Verdacht, Tristram ist einer dieser tumben Hochstapler (und z.B. Felix Krull sein legitimer Ur-Ur-Enkel ...).


    Ich bin jetzt gleich weit wie Du gestern, Samara, werde aber heute wohl kaum zum Lesen kommen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "sandhofer"

    Und das Ganze verziert mit Hinweisen auf Montaigne, Locke, Cervantes - er breitet so richtig sein ganzes literarisch-philosophisches Wissen aus. Schliesslich heisse das Buch "Das Leben und die Meinungen des T.S.", und der Leser müsse also auch mit letzterem vorlieb nehmen, argumentiert T.S.


    Hallo zusammen,
    Hallo Sandhofer


    Sandhofer, ist das Buch auch gut zu lesen ohne große philosophische Vorkenntnisse?
    Ansonsten weißt du ja, dass ich diese Art Literatur gerne lese, nur verunsichert mich mein persönliches Manko in Bezug auf die von dir genannten Autoren (außer Cervantes).


    Einsteigen werde ich in eure schönen Leserunde leider nicht, bin ja in einer anderen Leserunde dabei, aber das Buch würde ich mir gerne noch vornehmen und eure Beiträge werden mir bestimmt auch weiterhelfen.


    viel Spaß beim Lesen wünsche ich euch.
    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Zitat von "sandhofer"

    Wie schon mal gesagt: Eigentlich ist der Tristram Shandy für jede/n Liebhaber/in der modernen Literatur (z.B. Joyce' Ulysses) ein Must. :zwinker:


    Grüsse


    Sandhofer


    Hallo Sandhofer,


    nicht dass ich jetzt bei T.S. mitlesen will, aber wieso der T.S. für Joyce Liebhaber ein Must ist, das hätte ich schon gerne gewußt. Übrigens würde ich die Antwort, weil da schon mal ein "Innerer Monolog" vorkommt, nicht gelten lassen, wenn man alle Bücher in denen ein "Innerer Monolog" vorkommt, vor dem Ulysses lesen müsste, hätte wohl noch niemand den Ulysses gelesen. Es kann m.M.n. von Vorteil sein, vor Ulysses, - Die Bibel, Homer, Shakespeare, Joyce Frühwerk und noch einiges andere zu lesen, aber von einem zwingenden Zusammenhang zwischen T.S. und Ulysses (außer dass Joyce im Ulysses mal kurz den Stil nachahmt, aber das macht er von der gesamten englischen Literatur) habe ich noch nichts gehört.


    Gruß von Hubert

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "JMaria"

    Sandhofer, ist das Buch auch gut zu lesen ohne große philosophische Vorkenntnisse?


    Ich denke schon; meine Kenntnisse der Philosophie jener Zeit sind auch nur rudimentär, und das hat bisher meinen Spass nicht gestört.


    Zitat von "Hubert"

    nicht dass ich jetzt bei T.S. mitlesen will, aber wieso der T.S. für Joyce Liebhaber ein Must ist, das hätte ich schon gerne gewußt.


    Nicht, dass Du nicht dürftest :breitgrins: ...


    Es ist, soweit ich sehen kann, ein Spiel mit dem Text, mit Textsorten (Sterne verwendet - z.B. - Bühnenanweisungen in einem epischen Text), ja mit dem Medium Buch als solches. Grafiken, Zeichnungen, leere Seiten sind in den Text eingebunden. Übrigens war Joyce nur als Beispiel genannt, dieses Spiel mit dem Text ist in der Literatur des 20. Jh. weit verbreitet. Zu seiner Zeit war Sterne aber wohl der erste und einzige.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen!


    Nachtrag: Auch ein Spiel mit den Erwartungen des Lesers, die Sterne mit der einen Hand aufbaut, um sie Zeilen später mit der andern wieder niederzureissen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Samara!


    Du bist seit rund 2 Wochen spur- und kommentarlos verschwunden. Das ist nicht ganz, was ich persönlich als "Gemeinsames Lesen" bezeichnen würde. Ich habe halt unterdessen in meinem eigenen Tempo weitergelesen, bin nun fertig und habe den Thread aus dem "Gemeinsamen Lesen" ins "Allgemeine Diskussionsforum" verschoben, denn ein "Gemeinsames Lesen" war das ja nun wirklich nicht. Ich werde auch den Eintrag in der Chronik löschen und ihn hier unten einfach so, zur Info, anfügen.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • erstmal sorry daß ich mich etwas rar mache - ich bin grad erst am anfeng des zweiten buches angekommen, da ich - wegen der prüfung - nebenher noch so einige andere werke lese (don quijote, ulysses, decamerone - sollte man alles in ruhe lesen, aber mei, samara und ihre studienplanung...).


    ich muß sagen, so langsam gewöhne ich mich einigermaßen an die "merkwürdigkeiten" des herrn shandy. ab und zu entschlüpft mir sogar ein lachen - wenn er "madame" auffordert, das letzte kapitel nochmal zu lesen um dann ein wenig mit den anderen lesern zu plaudern, bis "madame" wieder beim rest angekommen ist.

    Heb Deh Hag Heb Warhoaz Hirio Ne Dalv Ket C' Hoaz
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  • Hallo zusammen!


    Zitat von "paraklet"

    Schade, Sterne wäre es Wert ein paar Monate gelesen zu werden. Ist aber wohl wirklich nicht jedermanns Sache.


    Zweifelsohne. Und zweifelsohne habe ich ein paar Anspielungen nicht oder nicht ganz mitgekriegt. Mit ein Grund, warum ich es gern in Gesellschaft gelesen hätte. Ich hätte mich auch einem langsameren Tempo anpassen können ... Aber so hat mich halt dann der Text mitgerissen - und ich muss sagen, dass ich mich - vielleicht mit Ausnahme von Buch 7 - selten so amüsiert habe wie bei Sternes Spielen mit dem Leser, dem Text und seiner Hauptfigur.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo,


    da ich den Tristram Shandy gerade lese und genieße, hole ich mal diesen alten Thread hervor.
    Das Buch stand schon lange auf meinem Erste-Präferenz-SUB und nun weiß ich, was ich mir habe bisher entgehen lassen:
    Ein ungeheuer witziges Buch, in dem ständig der Autor mit dem Leser spricht und sich beim Erzählen alle zwei Seiten unterbricht, um eine neue Abschweifung zu beginnen. So kommt es dazu, dass der Held und Ich-Erzähler des Romans erst im dritten Buch überhaupt geboren wird und das Werk ihn nach guten 750 Seiten im zarten Alter von fünf Jahren verlässt.
    Aber was für ein Panoptikum an Figuren, die man sofort ins Herz schließt! Besonders Onkel Toby, der - durch eine unglückliche Kriegsverletzung wohl kastriert - sich nun dem Steckenpferd des Modellfestungsbaus widmet.
    Ein wunderschöner Roman, den man auch Häppchen für Häppchen genießen kann, denn die Ereignisse überschlagen sich hier wahrlich nicht, sondern jedes Detail wird nach allen möglichen humorvollen Details abgeklopft.


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()


  • Besonders Onkel Toby, der - durch eine unglückliche Kriegsverletzung wohl kastriert


    Ich muss mich aufs Schärfste gegen solche Verdächtigungen verwahren! Onkel Toby war zu jeder zeit bereit, jedem und jeder (!), die es wissen wollten, ganz genau die Stelle zu zeigen, an der er verletzt wurde. Nicht zuletzt deshalb hat er mit Trim zusammen das Modell der belagerten Stadt Namur naturgetreu aufgebaut. – Von einer Kastrierung kann keinerlei Rede sein!

  • Ich muss mich aufs Schärfste gegen solche Verdächtigungen verwahren! Onkel Toby war zu jeder zeit bereit, jedem und jeder (!), die es wissen wollten, ganz genau die Stelle zu zeigen, an der er verletzt wurde. Nicht zuletzt deshalb hat er mit Trim zusammen das Modell der belagerten Stadt Namur naturgetreu aufgebaut. – Von einer Kastrierung kann keinerlei Rede sein!


    Allerdings hegt wohl seine ganze Entourage den Verdacht, dass er halt eben doch seine Männlichkeit verloren habe ... ein Grund mehr, das Gegenteil beweisen zu wollen ;)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Ich muss mich aufs Schärfste gegen solche Verdächtigungen verwahren! Onkel Toby war zu jeder zeit bereit, jedem und jeder (!), die es wissen wollten, ganz genau die Stelle zu zeigen, an der er verletzt wurde. Nicht zuletzt deshalb hat er mit Trim zusammen das Modell der belagerten Stadt Namur naturgetreu aufgebaut. – Von einer Kastrierung kann keinerlei Rede sein!


    Ich schließe mich dem vorbehaltlos an.
    Und überhaupt kann ja Onkel Toby nichts dafür, wenn es in den leider nur IX vorliegenden Bänden des Werkes nicht zu einer Klärung kommt.
    Zumal denen, die derartige Verdächtigungen aussprechen, eine fehlgeleitete Prüderie zur Hilfe kommt, welche dem guten Toby eine Klärung des Falles versagt und den Verfasser zwingt, was deutlich gesagt werden müsste, nicht deutlich zu sagen.
    Was, zugegeben, dem Roman sehr zugute kommt.
    :belehr:

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Und überhaupt kann ja Onkel Toby nichts dafür, wenn es in den leider nur IX vorliegenden Bänden des Werkes nicht zu einer Klärung kommt.


    Ich vermute, dass, selbst wenn Sterne 900 Bände geschrieben hätte, dieses Problem nie einer Klärung zugeführt worden wäre ;).


    Zumal denen, die derartige Verdächtigungen aussprechen, eine fehlgeleitete Prüderie zur Hilfe kommt, welche dem guten Toby eine Klärung des Falles versagt und den Verfasser zwingt, was deutlich gesagt werden müsste, nicht deutlich zu sagen.


    Einen, der sein erzählendes Ich recht detailliert die eigene Zeugung beschreiben lässt, hätte das wohl nicht geniert ;). Ich glaube ja, Tobys Verwundung wurde mit Absicht recht verschleiert geschildert. (Und mit letzter Gewissheit weiss der Leser nie, ob Toby nicht halt doch entmannt wurde ... :zwinker::) )

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus